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Was tun bei Hitzestress? Wir fragten Peter Wijnen, Fachtierarzt für Geflügel, worauf man achten sollte.


Was tun bei Hitzestress?

Es ist wieder Sommer und die höheren Temperaturen können bei Ihrem Geflügel Hitzestress auslösen. Diese Temperaturveränderungen verlangen auch eine Veränderung des Managements Ihrer Hähnchen. Die Hitze verursacht einen Produktivitätsrückgang, eine höhere Mortalität und Qualitätseinbußen. Aber wie kann man das verhindern?

Hähnchen können einigermaßen gut mit Hitze umgehen, aber nicht mit einem plötzlichen Anstieg der Temperatur oder Luftfeuchtigkeit. Sie leiden schnell unter Hitzestress und das hat Folgen für die Gesundheit. Um diese Folgen möglichst zu vermeiden, ist es wichtig, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Laut Peter Wijnen, Fachtierarzt für Geflügel, ist die Umsetzung dieser Maßnahmen nicht nur die Verantwortung des Geflügelhalters. Sie liegt auch bei den Zulieferern und Abnehmern.

Peter Wijnen hat eine große Praxis, die vor allem in den Niederlanden und Deutschland aktiv ist. Darüber hinaus ist er auch immer wieder in Südeuropa, im Nahen Osten und Russland beratend tätig. Dadurch hat er einen guten Überblick über die Produktionsverfahren in Ländern mit unterschiedlichen Witterungsbedingungen und weiß, welchen Einfluss das Klima auf die Gesundheit von Geflügel hat.

 

Hähnchen können nicht schwitzen

Hähnchen können sich relativ schnell an höhere Temperaturen gewöhnen, aber sie haben Schwierigkeiten mit schnellen Temperaturveränderungen. Insbesondere in Kombination mit einer hohen relativen Luftfeuchtigkeit kann dies viel Stress erzeugen, zum Beispiel bei einem zu hohen Besatz, einer Schreckreaktion, der Verladung, aber auch wenn der Lastwagen beim Transport zu lang in der prallen Sonne steht.

Hähnchen haben keine Schweißdrüsen. Sie müssen ihre Körperwärme hauptsächlich durch die Atmung regulieren. Dies kostet sie mehr Mühe, wenn die Luft warm und feucht ist. Dann atmen sie schneller und oberflächlicher. So verlieren sie viel CO2 und der Säuregehalt im Blut nimmt ab. Durch die Wärme fressen die Hähnchen weniger Futter und verbrauchen viel Energie, um das Übermaß an Wärme loszuwerden. Legehennen produzieren dadurch Eier mit dünnerer Schale und Masthähnchen wachsen weniger schnell. Sie trinken bei höheren Temperaturen zwar mehr, aber scheiden dadurch auch mehr Mineralstoffe aus. Dies kann schnell zu Darmstörungen und einer höheren Sterblichkeit führen. Nach Angaben von Fachtierarzt Wijnen werden die Folgen oft unterschätzt und deshalb müssen rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden.

 

Lüftung ändern

Wijnen empfiehlt, vor Beginn der Hitzeperiode die Besatzdichte zu senken. Bei weniger Tieren pro Quadratmeter ist eine bessere Luftbewegung zwischen den Tieren möglich und es kommt somit zu weniger Erwärmung. Darüber hinaus gibt es noch einige andere Dinge, die etwas mehr Aufmerksamkeit erfordern:

  • Sorgen Sie für eine ausreichende Lüftungsleistung und eine Änderung des P-Bands, um schneller von niedrig auf hoch umstellen zu können.
  • Sorgen Sie dafür, dass die Zulüfte, Ventilatoren und Schächte sauber sind und richtig funktionieren.
  • Schneiden Sie Pflanzen, die eine gute Lüftung behindern könnten, zurück.
  • Stellen Sie Hilfsventilatoren für zusätzliche Luftableitung und Zirkulation bereit.
  • Kontrollieren Sie die Funktion der Kühlanlage.
  • Sorgen Sie dafür, dass alle Düsen sauber sind und funktionieren.

Die Luftfeuchtigkeit ist Wijnen zufolge sehr wichtig für eine gute Tiergesundheit. Ein gutes Gleichgewicht zwischen Temperatur und Luftfeuchtigkeit ist nötig. Eine hohe Luftfeuchtigkeit ist immer schlecht, denn die Hähnchen können ihre Wärme dann nicht ableiten. Ein temporärer Anstieg ist weniger schlimm, wenn die Temperatur nicht zu hoch ist und die Einstreu nicht zu nass wird. Auch wenn die Temperatur tagsüber sehr hoch ist, ist es nicht schlimm, wenn die Einstreu durch eine hohe Luftfeuchtigkeit etwas nasser wird (durch mehr Kühlung). Dies trocknet nachts wieder.

Bei einem aufziehenden Gewitter kann eine hohe Luftfeuchtigkeit allerdings für Probleme sorgen. Meist ist die Temperatur dann hoch und die schnelle Änderung des Stallklimas kann bei den Hähnchen erheblichen Stress verursachen. Nach einem Gewitter kann es sehr schnell abkühlen. Deshalb ist es wichtig, dass man versucht, zu vermeiden, dass das Lüftungssystem diese Kälte zu schnell in den Stall saugt.

 

Ausreichend frisches und sauberes Wasser

Hähnchen nutzen Wasser, um über die Atmung Wärme abzuleiten. Dadurch trinken sie bei höheren Temperaturen auch mehr Wasser. Geben Sie ihnen deshalb bei warmem Wetter mehr (und bei Hitze unbegrenzt) Zeit, um frisches und sauberes Wasser zu trinken. Masthähnchen weisen zum Beispiel eine erhebliche Zunahme der Wasseraufnahme bei einer Temperatur von 30–35 °C auf. In Zeiten von Hitzestress kann es sogar das 2- bis 3-Fache sein. Pro Grad, um den die Umgebungstemperatur steigt, nimmt der Wasserverbrauch um rund 7 % zu. Achten Sie darauf, dass das Wasser nicht zu kalt ist. Dies kann Darmprobleme und Durchfall verursachen. Die Temperatur von frischem Trinkwasser sollte  um 7–8 °C niedriger sein als die Umgebungstemperatur.

Bei hohen Temperaturen hecheln die Hähnchen immer, auch wenn ausreichend Trinkwasser verfügbar ist. Dies ist also nicht unbedingt ein Grund zur Panik. Aber sobald ein Hähnchen den Kopf zwischen die Federn steckt, wird es übel, denn dann ist es oft schon zu spät. Wijnen empfiehlt daher, die Tiere bei hohen Temperaturen in Bewegung zu halten.

Darüber hinaus rät er, einen Tag vor einem richtig heißen Tag Elektrolyten und zusätzliches Vitamin C sowie E zum Trinkwasser hinzuzufügen. Bitte beachten Sie, dass Vitamin C in Wasser gelöst nur 6 Stunden hält und daher alle 6 Stunden erneuert werden muss. Elektrolyten sind für eine normale Funktion und ein normales Wachstum der Zellen wichtig.

Diese Zusatzstoffe beheben nicht nur während einer Zeit des Hitzestresses mögliche Mängel im Blut, sondern fördern auch die Wasseraufnahme. Durch die Gabe von Elektrolyten und eine höhere Wasseraufnahme kann die Sterblichkeit durch Hitzestress wesentlich reduziert werden. (Am allerbesten ist die Gabe von Vitaminen und Mineralstoffen in Kombination mit Hydrogencarbonat, dadurch bleibt der pH-Wert des Bluts besser gewährleistet.)

 

Futter und Wasser

Fachtierarzt Wijnen rät, den Hähnchen an sehr heißen Tagen weniger Futter oder Futter mit einem niedrigeren Energiewert zu geben. Am besten sollten sie früh am Morgen gefüttert werden, denn dann ist es noch kühl.

Die Verfügbarkeit von Futter hat einen großen Einfluss auf die Wasseraufnahme. Eine Studie hat ergeben, dass die Futter- und die Wasseraufnahme bei Masthähnchen eng miteinander verbunden sind. Haben die Tiere keinen Zugang zu Futter, trinken sie wenig Wasser, auch wenn das Wasser in großen Mengen verfügbar ist. Umgekehrt nehmen sie auch wenig oder kein Futter auf, wenn kein Wasser verfügbar ist.

Bei Masthähnchenelterntieren sorgt das Fehlen von Futter oft dafür, dass sie mehr an den Tränkenippeln picken. Dies führt zu einem höheren Wasserverbrauch und mehr verschüttetem Wasser.

Legehennen sind aufgrund ihres niedrigeren Gewichts im Prinzip weniger hitzeempfindlich, die Hitze wirkt sich aber auf die Qualität der Eierschalen aus. Deshalb rät Wijnen, bei hohen Temperaturen dafür zu sorgen, dass die Hennen zusätzliches Calcium aufnehmen, zum Beispiel durch Grit.

 

Wasserqualität

Eine Studie hat ergeben, dass die Wasseraufnahme von Masthähnchen durch die Wasserqualität und die Futterzusammensetzung beeinflusst wird. Wasser schlechter Qualität kann zu Krankheiten und undichten Tränkenippeln führen. Die Folgen sind nasse Einstreu und eine erhöhte Ammoniakproduktion. Alles zusammen führt zu einem schlechteren Tierwohl.

Masthähnchen haben eine große pH-Wert-Toleranz, aber durch einen pH-Wert unter 4 oder über 8 kann die Wasseraufnahme sinken. Eisen, Mangan und Nitrate in Trinkwasser haben kaum Auswirkung auf die Masthähnchenproduktion. Sie vergrößern allerdings die Gefahr der Bildung eines Biofilms im System. Darüber hinaus kann das Vorhandensein dieser Substanzen zu mehr Abnutzung, Verstopfungen und undichten Stellen führen. Ein Biofilm kann zudem für eine geringere Produktion, Gesundheitsprobleme, den Abbau von Zusatzstoffen und eine geringere Wirkung von Medikamenten/Impfstoffen sorgen und sogar zur Resistenzbildung beitragen.

Die Analyse von Tränkewasserproben, die genommen wurden, um die Eignung des Wassers für Geflügel zu prüfen, zeigt, dass Geflügelhalter im Allgemeinen dem Tränkewassermanagement wenig Aufmerksamkeit schenken. In den letzten 3 Jahren waren im Schnitt 34 % der Tränkewasserproben für Geflügel ungeeignet.

Dies erklärt oft die Gesundheitsprobleme in Geflügelherden. Die sorgfältige Reinigung und regelmäßige Kontrolle der Tränkewasserqualität kann die Leistungen erheblich verbessern. Es ist selbstverständlich, dass das Trinkwasser keine negativen Auswirkungen auf das Wachstum und die Gesundheit der Tiere haben darf. Darüber hinaus könnten schädliche Bakterien in die Eier oder das Fleisch gelangen und schließlich für erhebliche Probleme sorgen.

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